Über Führung

Verfasst von Lisa von lisaleicht.ch und Joël von faszination-hund.ch

Wer kennt die Sprüche „du musst halt mehr Chef sein“ oder „das liegt halt an der Führung“ nicht? In diesem Artikel soll der Begriff der Führung erläutert werden, so dass du als HundehalterIn besser verstehst, was alles hinter dem Begriff der Führung steht und wieso diese Sprüche oder gut gemeinten Tipps meist wenig förderlich sind.

Definition:

Führung ist die Fähigkeit, eine Richtung vorzugeben, andere im Sinne eines gemeinsamen Ziels zu beeinflussen, sie zu motivieren und zum Handeln zu bringen und sie für ihre Leistung in die Verantwortung zu nehmen. (Quelle: Onpulson-Wirtschaftslexikon.)

Was für uns HundehalterInnen interessant ist, dass wir den Begriff der Führung unserer Hunde meist auf einen einzelnen Kontext beziehen. Da wir mit unseren Hunden leben handelt es sich nicht nur um situationsbezogene Führung sondern viel mehr um die Führung im gesamten Alltag.  

Lisa zum Führen:
Führen heisst für mich, geführt werden. Führen heisst für mich geführt werden von meiner Achtsamkeit, von meiner Absicht unter Einsatz von Technik oder Methoden. Geführt werden, heisst für mich den Kopf und das Herz frei haben. Führen kann man nicht an Seminaren erlernen, dort lernt man Techniken und Methoden, aber das Geheimnis liegt ganz woanders: Führen heisst, sich in dem gemeinsamen Ziel unterzuordnen, zusammen mit denen, die wir führen, Klarheit zu schaffen, Signale auszutauschen, flexibel zu sein.  Führen hat für mich sehr viel mit sich zurücknehmen und Klarheit schaffen zu tun. Wer führen will, muss an seiner emotionalen und mentalen Balance arbeiten, und natürlich auch am körperlichen Gleichgewicht. Es ist wichtig, zu wissen, weshalb man führen will. Es ist auch wichtig, dass derjenige, der geführt wird, damit einverstanden ist. Menschen werden erst dadurch zu Leadern, wenn sie von anderen dazu ermächtigt werden. Und: führen hat nichts mit dominieren zu tun, sondern mit anleiten, zeigen, vormachen.

Joël zum Führen:
Wir können nicht nicht kommunizieren und genauso, können wir nicht nicht führen. Führen hat für mich vor allem damit zu tun, einen Rahmen vorzugeben. Dabei beziehe ich meine Bedürfnisse gleich mit ein, wie die Bedürfnisse des Hundes und was die aktuelle Situation zulässt. Führung beginnt bei sich selbst. Nur wer sich selber gut führen kann, kann auch ein Vorbild und ein Leader für Andere sein. Eine Selbstführung beginnt beim Wahrnehmen des eigenen Zustandes, beim realistischen Auseinandersetzen mit eigenen Ressourcen, sowohl der Stärken und Schwächen. Nehme ich mich selbst wertfrei wahr, gelingt es mir leichter, mich in andere hineinzuversetzen und ihren Bedürfnissen gerecht werden zu können. Führen beinhaltet immer Verständnis und Empathie für den Geführten zu empfinden, nur so kann ein gemeinsames Erreichen eines Zieles gewährleistet werden. Führen heisst auch Talente wahrnehmen und fördern. Als Leader müssen wir nicht perfekt sein, sondern vielmehr uns der Situation bewusst werden, wodurch wir so viele Potentiale wie möglich gemeinsam entfalten können.

Standortbestimmung und Klarheit

Nachdem nun der Oberbegriff ‘Führung’ geklärt ist, hier einige Gedanken zum ‘Tun’. Wie bereits erwähnt, hat Führen zuallererst mit Klarheit zu tun. Klarheit bedeutet, das gemeinsame Ziel genau zu formulieren und zu visualisieren. Bei der Tellington-Methode verwenden wir dazu die Methode Pono/Pilikia, die es uns ermöglicht, gezielt eine Intention zu setzen und den Lernprozess durch Visualisieren zu unterstützen.

Der Mensch übernimmt die Führung. Er klärt die vorhandenen Bedürfnisse und Fähigkeiten bei sich und dem Hund ab. Anschliessend evaluiert er die verschiedenen Methoden und Hilfsmittel, die zum Team passen und die ans Ziel führen.

Dabei ist es wichtig, dass derjenige, der führt, rücksichtsvoll ist und immer wieder Feedback am andern Ende der Leine einholt.

Der Weg führt über den Rahmen

Ungeachtet davon, ob wir üben, an einer lockeren Leine zu gehen oder alleine zu Hause zu bleiben, ob wir mit der Harmony-Leine, dem Connector oder einfach mit zwei Kontaktpunkten arbeiten, ob wir das Thundershirt, eine Lickymat oder ein anderes Hilfsmittel verwenden, wichtig ist, dass die führende Person den Übungen einen passenden Rahmen gibt. Es ist wichtig, ein neues Ziel sachte anzusteuern, der Rahmen sollte klar gesetzt sein; üben in einer reizarmen und vertrauten Umgebung hilft dem Hund schneller  und vor allem nachhaltiger zu lernen. Es ist sinnvoll, sich vor dem Üben die einzelnen Schritte vorzustellen, und auch die Übung zu beenden, bevor der Hund (oder der Mensch) an seine Grenzen kommt.

Willst du mehr über Führung lernen?

Die verschiedenen Führtechniken der Tellington TTouch® Methode kannst du in einem Kurs oder in Einzelstunden erlernen.

Mehr dazu findest du auf:
www.tellington-ttouch.ch
www.lisaleicht.ch
www.faszination-hund.ch

Bedürfnisse

Falls du gerade Durst hast, also dein Bedürfnis nach Wasser nicht befriedigt ist, wirst du versuchen ein Glas Wasser zu trinken. So haben manche Bedürfnisse Prioritäten vor anderen.
1970 beschrieb Abraham Maslow Prioritäten als Bedürfnishierarchie beziehungsweise Bedürfnispyramide. Im Sockel befinden sich die physiologischen Bedürfnisse, wie Nahrung und Wasser. Erst sobald diese Bedürfnisse erfüllt sind, werden andere aktuell: Das nach Sicherheit, dann die sozialen Bedürfnisse, gefolgt von den individuellen Bedürfnissen. Laut Maslow (1971) folgt zuoberst das höchste der „menschlichen“ Bedürfnisse: das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung.

Es gilt jedoch zu beachten, dass Maslows Hierarchie teilweise willkürlich und für Menschen festgelegt wurde. Die Reihenfolge der Bedürfnisse ist nicht universell.
Ein Beispiel könnte ein jagender Hund sein, der sich durch das Jagen zum Ende seiner Kräfte hetzt, obwohl er in der Zwischenzeit unzählige Möglichkeiten gehabt hätte, Müll oder anderes Fressbares aufzustöbern.

Wenn ich die Bedürfnispyramide visualisiere, tue ich dies absichtlich ohne Ränder. Für mich sind die Übergänge zwischen den einzelnen Bedürfnissen oft fliessend und es ist gar nicht so einfach, die Bedürfnisse einer Stufe der Pyramide zuzuteilen. Als Tipp: Liste alle Bedürfnisse deines Hundes, welche dir in den Sinn kommen, auf. Anschliessend druckst du die Bedürfnispyramide aus oder kreierst eine eigene und versuchst die Bedürfnisse den verschiedenen Stufen zuzuordnen. Gar nicht so einfach?

Beziehung vs. Erziehung- unterscheidet sich Hunde- und Kindererziehung?

Grösster Unterschied Kinder- und Hundeerziehung?

Unsere Hunde werden ein Leben lang von uns Menschen abhängig sein. Wir Hundehaltende werden dafür sorgen, dass die Grundbedürfnisse unserer Hunde abgedeckt sind und wir sind diejenigen, die entscheiden wieviel Freiheit und Handlungsspielraum einem Hund erlaubt wird. Wir regulieren enorm Vieles für unsere Hunde. Selbst wenn wir ihnen Selbstregulation beibringen wollen, beginnen und beenden wir Menschen diese Sequenzen, wann wir es für richtig halten.

Kinder sollen auf das Leben vorbereitet werden. Dazu gehört sehr simpel gesagt, dass Kinder in einem angebrachten Tempo Selbständigkeit lernen. Den Hunden werden wir nie eine Autonomie geben können.

Was ist Lernen bei Säugetieren?
Lernen erzeugt eine relativ dauerhafte Veränderung im Verhaltenspotenzial als Ergebnis von Erfahrungen (Anderson, 1995).
Durch Lernen findet eine Anpassung an die Umwelt statt.

Formen des Lernens

1. Klassische Konditionierung
2. Operante Konditionierung
3. Versuch-Irrtum-Lernen
4. Beobachtungslernen
5. Lernen durch Einsicht
•Nach Komplexität geordnet

  1. Klassische Konditionierung
    Die „primitivste“ und somit auch allgegenwärtigste Form des Lernens findet durch klassische Konditionierung statt. Ein Reiz-Reaktions-Muster wird gelernt. Klassische Konditionierungen können je nach Stärke bereits nach einmaliger Verknüpfung entstehen. So z.B. beim Blitz und Donner. Blitzt es und darauf folgt ein lauter Donner, kann es beim nächsten Blitz bei Mensch oder Hund geschehen, dass wir den Donner bereits antizipieren bevor er überhaupt erklingt. Bei einer klassischen Konditionierung wird ein Reiz, der noch keine Bedeutung hat, also neutral ist mit einer anderen Reaktion verknüpft.
    Klassische Konditionierungen finden andauernd, sehr oft unbewusst und meist unwillentlich statt.

    2. Operante Konditionierung
    Bei der operanten Konditionierung handelt es sich im Vergleich zur klassischen Konditionierung um ein Verhalten, welches durch operantes Konditionieren entweder häufiger oder seltener auftritt. Verhalten wird also durch seine Konsequenzen bestimmt. Bei der operanten Konditionierung spricht man von den vier Quadranten der operanten Konditionierung. Es gibt die positive Verstärkung und die negative Verstärkung und die positive Bestrafung und die negative Bestrafung. Eine Verstärkung führt dazu, dass das Verhalten häufiger auftritt. Positive Verstärkung bedeutet soviel, wie dass durch das Hinzufügen von etwas Angenehmen das Verhalten häufiger auftritt (positiv ist als additiv, +, hinzufügen zu verstehen). Negative Verstärkung bedeutet, dass ein unangenehmer Reiz entfernt wird und dadurch das gezeigte Verhalten häufiger gezeigt wird. (negativ, -, wegnehmen, entfernen von etwas Unangenehmen). Hier gilt zu beachten, dass biologisch gesehen die negative Verstärkung sehr stark wirkt, also nachhaltig ist. Dies macht Sinn, denn es ist sinnvoll sich aus gefährlichen Situationen zu entfernen um das eigene Überleben gewährleisten zu können. Auch bei den Strafen wird die negative und positive Strafe unterschieden. Wiederum bedeutet hier die negative Strafe, dass etwas entfernt wird und dies als Strafe wirkt und das Verhalten dadurch weniger oft gezeigt wird. Zum Beispiel nehme ich dem Hund ein Spielzeug oder meine Aufmerksamkeit weg. Positive Strafe bedeutet, dass ich etwas hinzufüge, was Unangenehm ist und dadurch trifft das Verhalten weniger oft auf.
    Die 4 Quadranten haben allerdings eine Krux, denn in der Praxis ist es oft viel schwieriger eine Konsequenz wirklich einem der vier Quadranten zuzuordnen. So müssten es quasi 6 Quadranten sein. Nämlich, dass das Verhalten selbst dann nicht häufiger oder weniger wird, wenn etwas hinzugefügt oder entfernt wird.

    3. Versuch-Irrtum-Lernen
    Versuch-Irrtum-Lernen am Beispiel des Ortslernen. Eine Ratte lernt durch Versuch und Irrtum, welcher Weg aus dem Labyrinth herausführt. Nach jedem Durchgang wird die Ratte das Labyrinth schneller bewältigen, da Lernen stattgefunden hat.
    Auch in unserem Alltag ist Lernen durch Versuch und Irrtum eine häufige Form, welche der operanten Konditionierung sehr ähnlich, jedoch ein bisschen komplexer ist, da beim Versuch- und Irrtum-Lernen eben Hindernisse zu bewältigen sind.

    4. Beobachtungslernen/Soziales Lernen
    Bandura (1965) zeigte 4-5 jährigen Kindern einen Fernsehfilm, in welchem eine erwachsene Person eine lebensgrosse Plastikpuppe mit dem Fuss kickte, auf die Nase boxte oder mit einem Hammer auf den Kopf haute, ausserdem wurden diese körperlichen Akte von verbaler Aggression (Beschimpfungen) begleitet.

    Nach dieser ersten Beobachtung gab es drei verschiedene Gruppen.

    -Die 1. Gruppe beobachtete, wie ein zweiter Erwachsener erscheint, welcher den ersten lobt und mit Süssigkeiten und Getränken belohnt.
    -Die zweite Gruppe beobachtete einen zweiten Erwachsenen, welche den ersten Erwachsenen tadelt und ihn mit Handgreiflichkeiten bestraft.
    -Bei der dritten Gruppe erschien kein zweiter Erwachsener.

    Anschliessend kommen die Kinder allein in ein Spielzimmer, in dem Gegenstände aus dem Film auch die Puppe sind. Die Kinder werden gefragt, was die Person im Film mit der Puppe gemacht habe.

    Resultate
    Kinder aus allen drei Gruppen zeigten aggressive Verhaltensweise gegenüber der Puppe und ahmten zum Teil exakt beobachtetes Verhalten nach.
    Die Gruppe, welche stellvertretendes Bestrafen beobachteten zeigten weniger aggressives Verhalten als die anderen Gruppen.
    Sobald aber ein zusätzlicher Anreiz geboten wurde, zeigten alle Gruppen gleich viel aggressives Verhalten.

    WICHTIG:
    Alle Gruppen haben das beobachtete Verhalten durch Beobachtung gelernt. Ob und wie schnell sie es selber zeigen, hängt von den Konsequenzen ab, die das Modell (der Erwachsene, der die Puppe attackierte) stellvertretend erhalten hat.
    Dies bedeutet, Verhalten wird durch Beobachtung gelernt! Die Spiegelneuronen werden beim Beobachten aktiviert und rein durch die Beobachtung sinkt die eigene Hemmschwelle, selber Gewalt anzuwenden! Gerade in Situationen in denen wir Wut oder Frust empfinden, neigen wir Menschen dann eher dazu selber aggressive Verhaltensweisen anzuwenden, als wenn wir zuvor selber nie Gewalt beobachtet haben.

    5. Lernen durch Einsicht
    Die Lösung des Problems entdecken sie nicht durch Versuch und Irrtum, sondern durch einen internen Denkprozess, d.h. durch Einsicht in die Problemsituation ein „Aha-Erlebnis“.

Lernen und Motivation
Sehr oft wird bei der Motivation von extrinsicher und intrinsicher Motivation gesprochen. Die extrinsische Motivation bedeutet soviel, wie eine Motivation, die von aussen kommt, also ein Anreiz, eine Belohnung. Die intrinsische Motivation, stellt die Motivation von „Innen“, aus „eigenem“ Willen dar. Doch tatsächlich lässt sich bei uns Menschen sehr oft kaum klar aufteilen, was jetzt alles intrinsisch oder extrinsisch motiviert ist. In der Kinderforschung gehen die Forscher jedoch davon aus, dass Kinder zum Beispiel weniger oft freiwillig malen, die Eigenmotivation also sinkt, wenn diese dafür belohnt werden (Lepper, Greene & Niesbett, 1973).
Die Wechselwirkung zwischen intrinsicher und extrinsicher Motivation ist aber komplex und nicht vollkommen erforscht. Immaterielle extrinsische Anreize wie etwa das Lob eines Vorgesetzten oder die Zustimmung der sozialen Gruppe können sogar die intrinsische Motivation steigern (Deci, Koestner & Ryan, 1999). Materielle extrinsische Anreize wie Geld scheinen dagegen intrinsische Motivation zu untergraben.

Kompetenz- und Autonomieempfinden
Für mich gehört Selbstwirksamkeit zu einem der wichtigsten Gefühle um das Leben „im Griff“ zu haben. Das eigene Tun und Lassen hat einen Einfluss auf das, was in unserem Leben passiert. Es gibt Dinge, welche nicht durch uns beeinflusst werden und solche, die sich durch uns beeinflussen lassen. Ein gesunder Selbstwert und Resilienz gekoppelt mit Selbstwirksamkeit sind Life-Skills welche zu einem zufriedenen Gefühl am Ende des Tages verhelfen. Um aber überhaupt die Selbstwirksamkeit nutzen zu können, muss einer sich seiner Kompetenzen bewusst sein und diese auch eigenständig in die Tat umsetzen (Autonomie).

Beziehung
Das Wort „Relation“ bedeutet eine Beziehung in der sich (zwei) Dinge vergleichen lassen oder sich wechselseitig bedingen/sich gegenseitig beeinflussen. So kann gesagt werden, dass jede Interaktion Einfluss auf die Beziehung hat, sei dies bei Mensch-Mensch oder Mensch-Hund Interaktion. Wer die 5 Axiome von Watzlawick kennt, weiss dass man 1. „Nicht nicht kommunizieren kann“ und 2. „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und Beziehungsaspekt“.

FAZIT
Kinder und Hunde werden nicht gleich gefördert. Die Erziehung, respektive was ein Hund oder ein Kind in seinem Leben lernen soll, bezweckt nicht das gleiche Ziel. Sowohl bei Hund und Mensch finden jedoch während dem Lernen die gleichen Prozesse in unseren Säugetier-Gehirnen statt. Ein Hund soll lernen, mit unserer Menschenwelt zurechtzukommen, wobei wir stets begleitend wirken. Ein Kind soll auf die Welt und das eigene Fungieren in dieser vorbereitet werden.

Meine Empfehlung!
Austausch und Zuhören! Sucht euch Gleichgesinnte und Menschen mit anderer Meinung. Hört einander zu, tauscht euch aus und versucht gemeinsam etwas Tolles zu kreieren. Sucht euch Inspiration, lest euch in Bücher ein, besucht Webinare oder Seminare 😉
Behaltet dabei aber eine offene Neugierde und versucht vielleicht gar nicht Alles zu verstehen, so leuchten nämlich oft ganz ungewollt die Aha-Birnen umso mehr.

ACCEPT & CHANGE / CHANGE & ACCEPT

Kommt die Akzeptanz vor der Veränderung? Denk an ein unerwünschtes Verhalten deines Hundes… Steigt dein Puls an und nervst du dich? Klar kannst du einfach am unerwünschten Verhalten arbeiten und wirst auch etwas erreichen. Doch falls du dich darauf einlässt und erst einmal akzeptierst, wie es momentan ist, somit auch die Erwartungen dahinter loslassen kannst, ensteht eine ganz andere, offenere Haltung. Dabei dennoch eine klare Intention zu haben ist die Kunst. Genau gleich sieht es andersum aus, denn schliesslich ist die Veränderung das einzig Konstante. Diese stetige Veränderung sollte auch akzeptiert werden und lässt viel Raum für Potential zu. Wie oft reduzieren wir uns und unsere Hunde, auf das, was wir waren und bis jetzt sind?

Empowerment- Selbstwirksamkeit

Das Wort „Empowerment“ kann auf verschiedene Arten übersetzt werden. Wenn ich das Wort auf Deutsch übersetzen müsste, würde ich „Selbstwirksamkeit“ verwenden. Im Deutschen Wort Selbstwirksamkeit sind die Wörter „selber“ und „wirksam“ enthalten. Empowerment bedeutet grob gesagt, die Fähigkeit im Alltag und im Leben selber wirksam zu sein.

Empowerment rocks

Was hat Empowerment mit modernem Hundetraining zu tun?
„Modernes“ Hundetraining selber stellt Empowerment dar. Wie wir und wieso wir Hunde trainieren unterliegt den Grundprinzipien von Selbstwirksamkeit. Dies können wir anhand von Alltagsbeispielen aufzählen.

Geschirr anziehen
Dein Hund fand zu Beginn das Geschirr anziehen gruselig. Dein Hund hat vielleicht gelernt stillzuhalten, aber fand diese Situation noch nicht so angenehm. Durch Empowerment/Selbstwirksamkeit lernt dein Hund, dass du auf ihn Rücksicht nimmst. Zum Beispiel anhand seiner Körpersprache erkennst du, wie lange die Situation für deinen Hund angenehm ist. Zeige deinem Hund das Geschirr. Schaut dein Hund weg, wendet er seinen Blick ab oder blinzelt er? Das ist alles Kommunikation und wenn du diese nicht wahrnimmst und deinem Hund einfach das Geschirr überstülpst, dann entziehst du deinem Hund Selbstwirksamkeit. Er lernt vielleicht die Situation auszuhalten, wird aber kein Gefühl von Selbstwirksamkeit erleben. Du kannst dies ganz leicht ändern, indem du auf die Kommunikation deines Hundes eingehst. So präsentierst du das Geschirr beispielsweise, dein Hund schaut leicht weg, du wartest ab, bis dein Hund einen Schritt auf dich zugeht, dann versuchst du nochmal das Geschirr näher zum Hundekopf zu bringen. So entsteht ein DIALOG, du lernst auf die Sprache deines Hundes Rücksicht zu nehmen und dein Hund lernt, dass du als Mensch seine Hundesprache wahrnimmst und darauf eingehst. Es gibt unzählige Anleitungen, wie du das Geschirr anziehen deinem Hund schmackhaft machst, dies hier stellt keine schrittweise Anleitung dar, soll jedoch aufzeigen, dass es ganz leicht ist, unseren Hunden im Alltag ein Gefühl von Selbstwirksamkeit vermitteln zu können.

SITZ
Ein ganz banales, aber nicht zu unterschätzendes Beispiel für Selbstwirksamkeit ist ein positiv aufgebautes Sitz.
Kannst du dich noch an die Baby-Steps erinnern? Du hältst ein Leckerlie in der Hand und dein Hund kommt nicht einfach so ans Leckerli. Er versucht durch Problemlösungsstrategien ans Leckerlie zu kommen und bietet ein Sitz an. TADA- dein Hund lernt über sein Verhalten die Situation zu beeinflussen und dies vermittelt ihm wiederum ein Gefühl von Selbstwirksamkeit.

Im modernen Hundetraining nützen wir dieses tolle Gefühl von Selbstwirksamkeit dafür aus, dem Hund beizubringen welche Verhalten wir im 21. Jahrhundert vom Hund für ein reibungsloses Zusammenleben fördern möchten.

Kooperationssignal im Medical Training
Gerade im Medical Training setzen wir auch auf Empowerment. Dein Hund lernt, dass er beim Medical Training ein Mitspracherecht kriegt. So wird ein Kooperationssignal aufgebaut. Zum Beispiel steht ein Hund mit den Vorderpfoten auf ein Podest und er wird nur dann gebürstet, wenn er auf ruhig und gelassen auf dem Podest bleibt. Sobald dein Hund vom Podest runtergeht, signalisiert er, dass es ihm noch zu viel ist und so wird ihm wiederum ein Gefühl von Empowerment vermittelt.

Negativ-Beispiel Stress
Der liebe Stress, stets in aller Munde. Oft wird er in positiven und negativen Stress unterteilt und ist auch als Eustress oder Distress bekannt. Was damit eigentlich gemeint ist, kann wiederum anhand von Selbstwirksamkeit sehr einfach und verständlich erläutert werden. So behält ein Lebewesen während einem angenehmen und positiven Stress die Selbstwirksamkeit und die Kontrolle über die Situation. Fehlt die Selbstwirksamkeit, verliert man die Kontrolle und hat keine Strategien der Situation zu entkommen, so entwickelt sich ein negativer Stress. Dieser negative Stress ist längerfristig gesundheitsschädlich und kann zu körperlichen Symptomen führen.

Was ist mit Maslow?
Wer die Maslowsche Bedürfnispyramide kennt, weiss, dass sich auf der obersten Stufe die Selbstverwirklichung befindet. Selbstwirksamkeit gehört für mich aber nicht in diese Kategorie. Selbstwirksamkeit stellt ein Gefühl dar, welches der Hund bei der Deckung seiner Bedürfnisse auf allen Stufen der Maslowschen Bedürfnispyramide wahrnehmen soll.

Die Maslowsche Bedürfnispyramide
https://de.wikipedia.org/wiki/Maslowsche_Bedürfnishierarchie

Empowerment als Grundrecht
Selbstwirksamkeit stellt für mich einen sehr wichtigen Teil in einem erfüllten Menschen- und auch Hundeleben dar. Gemeinsam selbstwirksam unterwegs zu sein, macht deinem Hund und dir Spass. Inspiriere doch auch andere Mensch-Hund-Teams selbstwirksam unterwegs zu sein.

Eine kleine Menschenpsychologie für Hunde oder eine kleine Hundepsychologie für Menschen

Liebe Hunde

Hier einmal eine kurze Anleitung, dass ihr Hunde uns Menschen besser verstehen könnt und wie ihr uns weiterhin unterstützen könnt.

Als erstes vorab, wir Menschen verstehen uns selber auch nicht wirklich.
Wir sind genauso teilweise vorprogrammierte Wesen, wie ihr Hunde auch. Auch wir Menschen tragen einen Rucksack, aus unserer Genetik, unserer Umwelt und den Lernerfahrungen die wir darin gemacht haben, mit uns. Und neben dem Rucksack tragen die Menschen weiter oben auch noch etwas. Unser Kopf mit dem Gehirn. Langsam kommen wir dem Mysterium Mensch etwas näher. Im Gegensatz zu euch Hunden, sind wir interessanterweise eher kopflastige Tiere. Wir Menschen versuchen ständig etwas zu verstehen, zu interpretieren oder zu planen- egal ob dies bereits geschehen ist oder noch in ferner Zukunft liegt. Macht euch aber keine Sorgen um uns. Es wird immer mehr Menschen geben, die sich an euch Hunden orientieren werden. Wohl werden wir kaum beginnen eure Zeitungen zu lesen und unsere eigene Notiz mit Urinmarken am nächsten Grasbüschel zu hinterlassen. Es gibt aber sehr wohl einige Fähigkeiten für uns Menschen, die wir Menschen uns von Hunden abschauen können

3 Doggy-Skills für uns Menschen:

Liebe bedingungslos und zeige deine Freude
Danke allen Hunden, dass ihr uns Menschen so bedingungslos liebt. Wir können Stunden weggehen (wenn ihr das alleine zuhause bleiben kennt) und trotzdem werden wir Menschen beim Heimkommen voller Freude schwanzwedelnd begrüsst. Da können wir noch so speziell gelaunt sein, unsere Hunde bringen die menschliche Stimmung stets wieder in den grünen Bereich. Wir Menschen sollten uns davon eine riesige Scheibe abschneiden. Zeigen wir unsere Freude gegenüber unseren Freunden und Tieren genug? Wir Menschen mögen etwas, der Hund zeigt, dass er etwas mag.

Freue dich an den kleinen Dingen
Hunde sind so toll darin, ganz viel Freude an ganz kleinen Dingen zu haben. Danke Hunde, dass ihr euch im Dreck wälzt, Runden dreht, Vollgas gebt und einfach Hunde seid. Stundenlang könnt ihr nichts anderes tun, als in der Sonne liegen, Hunde-Yoga auf euren Schlafplätzen machen, Kontaktliegen und viel viel mehr. Die Doggy-To-Be-Happy-List ist unendlich.
Mach es wie ein Hund und freu dich an den kleinen Dingen.

Im Moment leben
Ihr Hunde habt es verstanden. Ihr lebt mehrheitlich im Hier und Jetzt.
Genau deswegen lieben wir euch so. Zeigt uns Menschen bitte weiterhin, wie toll ihr das macht. Wir Menschen können euch uns nur als Vorbild nehmen und uns zum Ziel zu setzen, vor jedem Spaziergang und jeder Aktivität mit dem Hund unseren Kopf so gut wie möglich aufs HIER zu fokussieren. Wie? Frage deinen Hund und orientier dich an ihm. Dein Hund wird dir genügend Möglichkeiten geben, dich voll aufs Hier und Jetzt zu konzentrieren.

In diesem Sinne ein ganz grosses DANKE an alle Hunde für ihre PAWFECTION



Camping mit Hund

Planung ist die halbe Miete:

Plastikboxen eignen sich optimal um darin alles Nötige zu verstauen. Die Boxen mit Deckel können nachts auch ausserhalb des Zeltes gelagert werden und schaffen somit genügend Platz im Zelt oder Auto.

Packliste (es gilt die Devise, so wenig wie möglich und so viel wie nötig):
-funktionierender Campingkocher
-Pfanne
-Teller und Besteck
-Salz und Zucker
-Öl
-Spülmittel/Zitronenstein, Chromstahlwolle, Schwamm
-Geschirrtuch
-Kaffeepulver
-Feuerzeuge
-Korkenzieher
-Proviant
-Wasserkanister mit genügend Wasser (im Ausland bei chloriertem Wasser, vor Ort Pet-Flaschen kaufen)
-Zelt
-Zeltmatte oder Luftmatratze
-Schlafsack
-evtl. Klapptisch und Campingstühle

für die Hunde:
-evtl. Hundebox
-Bodenschraube
-Decken
-Tücher

Nimm dir genügend Zeit beim Packen. Wir haben die Hunde im Kofferraum transportiert und Material und Gepäck auf der Rückbank verstaut. Das Material auf der Rückbank haben wir sicherheitshalber mit einer Plane befestigt. Wer einen Dachträger hat, kann später mit der Plane ein Vorzelt spannen.

Zelt oder Auto?

Auch ein Zelt kann sehr gemütlich eingerichtet werden. Sowohl im Auto und im Zelt kann es nachts frisch und kühl werden. Daher lohnt sich ein guter Schlafsack und vielleicht auch eine warme Kuscheldecke für die Hunde.

Wer ein grosses Auto hat, kann sich natürlich auch überlegen dieses als Schlafplatz einzurichten. Für SUV’s gibt es spezielle Luftmatratzen, die bei umgeklappter Rückbank für ein komfortables Schlaferlebnis sorgen. Achtung: Die Luftmatratzen sind ziemlich stabil, trotzdem lohnt es sich eine dicke Decke als Krallenschutz zu verwenden um mögliche Löcher vermeiden zu können.

Destination:
Je nach Jahreszeit und Saison ist zu überlegen, welche Destination man auswählt. Wir waren in der ersten Septemberwoche in Südfrankreich auf dem Camping de L’Espiguette. Es hatte nicht zu viele andere Camper und der Weg zum Strand ist nur kurz. Wir hatten auch das Glück, dass jeweils am Strand nur wenige Menschen und kaum andere Hunde waren.

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